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Prof. Dr. Karin Stempel,
Kunsthochschule Kassel, über Nina Schmidt:

Nina Schmidt ist eine junge Künstlerin, deren Werk sich von Anfang an durch eine aussergewöhnliche Sensibilität auszeichnete. Der zunächst zeichnerisch bestimmte skizzenhafte Ansatz in dem alltägliche Impressionen ihren Niederschlag fanden, verdichtete sich rasch zu ausdrucksstarken malerischen Kompositionen, in denen Stimmungsräume Gestalt annahmen. Das Gespür für leise Nuancen und kaum merkbare Verschiebungen, die Umschreibung des Vagen und Unwägbaren verbindet sich in diesen Arbeiten mit einer hochgradig konzentrierten Präzision beim Einsatz der Farbe und ihrer Potentiale. Das Ausloten von Untiefen, das Stillstellen von Momenten, die Schichtungen von Räumen, das überlagern von diphanenen Ebenen sind dabei ebenso typisch wie die Fähigkeit, einen Schwebezustand von Assoziationsräumen zu wahren, die in all ihrer Unbestimmtheit auf der Suche nach einer Mitte zu sein scheinen, ohne je genau anzugeben, wo dies eigentlich genau sein könnte. Die Offenheit ihrer malerischen Systeme ist jedoch keineswegs mit Unverbindlichkeit zu verwechseln, sondern ganz im Gegenteil gelingt es Nina Schmidt dem Auseinanderdriften der bildnerischen Elemente durch einen präzisen Einsatz der malerischen Mittel entgegenzuwirken.

In ihren neuesten Arbeiten gewinnt die Auseinandersetzung mit dem Ineinander der Oberfläche und Tiefe eine neue Qualität. Nina Schmidt gelingt es hier durch die Verdichtung der Texturen und den verstärkten Einsatz malerischer Mittel, die Problematik der Oberfläche des Bildes hinter sich zu lassen und stattdessen einen Zwischenraum zu umschreiben, in dem Raum- und Zeitintervalle sich dergestalt verflechten und durchwirken, dass sie um eine Oberfläche kreisen, die keine ist. Das Bild entsteht im Zwischenraum, ist Ort einer Erscheinung, die sich aus dem durchscheinenden Grund des Bildes auf den Betrachter hin öffnet und ihn gleichermassen ins Dickicht des Bildes zieht. Jegliche Projektion stösst damit auf einen Widerstand, versinkt oder scheitert an der Dichte des Bildes, das sich als ein Ereignis der Malerei behauptet. Malerei das ist hier ein dundamtales Geflecht aus einem vordergründigen Raum, der Fläche des Bildes und einer Zeitlichkeit der überstürzten Immanenz, die erscheinend- verschwindend ist.

Nina Schmidt setzt sich in ihren Bildern damit auf höchstem Niveau mit Problemen aktueller Malerei auseinander,

die nur jenseits von theoretischen Positionierungen im Raum der Malerei geklärt werden können. Ich würde dieser hochbegabten Künstlerin wünschen, dass ihr die Chance gegeben wird, sich auch die hochkomplexe Problemstellungen ihrer Malerei mit voller Konzentration- unbeschadet von Marktinteressen und – strategien- einlassen zu können.


Studienstiftung des Deutschen Volkes

Prof. Dr. Helmut Altner, Präsident der Studienstiftung des Deutschen Volkes

Dr. Gerhard Teufel Generalsekretär der Studienstiftung des Deutschen Volkes

Die Studienstiftung des Deutschen Volkes fördert Studierende an Universitäten, wissenschaftlichen und technischen Hochschulen, Kunsthochschulen, Musikhochschulen und Fachhochschulen. Ihr Auswahlverfahren gründet sich auf die Kriterien fachlicher Exellenz, Weite des Horizonts und soziale Verantwortung.

Mit ihrer Förderung des besonders qualifizierten Nachwuchses für Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und öffentlichen Leben steht sie im Dienst der Allgemeinheit. Nina Schmidt wurde im März 2003 in die Studienstiftung aufgenommen; Bonn, im Oktober 2003